HISTORISCHER RÜCKBLICK
Die Stammeinrichtung
Die Auslandsmaßnahmen wurden von der Kellhof-Umvoti GbR in Zusammenarbeit mit den Kellhof-Alte Post Wohngruppen durchgeführt.
Die
Kellhof- Alte Post Wohngruppen waren eine Einrichtung der Kinder- und
Jugendhilfe und bot über 30 Jahre stationäre Jugendhilfe an,
mit dem Schwerpunkt schulische Wiedereingliederung bei
Schulverweigerung oder anderen Indikationen, die Kinder oder
Jugendliche für Regel- oder Sonderschulen als nicht tragbar erscheinen
lassen.
Dieses Hilfsangebot wurde extrem beziehungsgestörten
Jugendlichen nicht immer gerecht, weshalb das Angebot erweitert
und intensive sozialpädagogische Einzelmaßnahmen nach § 35 KJHG
angeboten wurden.
Sozialpädagogische EinzelmaßnahmenDiese
ISE stellen die konsequenteste Form des Anspruchs auf individuelle
Hilfegestaltung dar. Jede Maßnahme wird ohne strukturelle Vorgaben
geplant und richtet sich ganz nach der Bedürfnislage des jungen
Menschen. Leben und Erleben von Beziehungen und das Praktizieren und
Gestalten eines gelingenden Alltagslebens sind die Schwerpunkte. Die
persönliche Weiterentwicklung und Reifung eines jungen Menschen sind
als Zielpunkte gesetzt.
Um den Jugendlichen aus seinem gewohnten
Fahrwasser herauszuholen, werden diese Maßnahmen von uns grundsätzlich
im Ausland durchgeführt.
Generelle Überlegungen zu intensivpädagogischen Auslandsmassnahmen:- Zum
einen schafft eine kulturell fremde Umgebung Verunsicherung und bindet
dadurch den Jugendlichen stark an die Betreuungsperson.
- Zum
anderen ist hierdurch eine höhere Barriere aufgebaut, die den
Jugendlichen daran hindert, sich Konfliktsituationen durch Weglaufen zu
entziehen.
Die konkrete Arbeit am Jugendlichen ist erlebnispädagogisch- und handlungsorientiert.
Gelingen
oder Nichtgelingen des Alltagslebens ist in hohem Maße in die Hand des
Jugendlichen gelegt. Er kann lernen, Handlungspläne zu entwickeln,
diese zu realisieren und über positive Erfahrungen sich selber zu
motivieren, sein Leben Stück um Stück eigenverantwortlich in den Griff
zu nehmen.
Die Betreuungsperson ist hierbei Helfer, aber nicht Macher.
Merkmale dieser Betreuungsform sind:- Das Erleben menschlicher Beziehung in sehr kleinem Rahmen.
- Das Erleben von Ruhe, auch im sozialen Bereich, da keine Peergroup mehr Erwartungsdruck ausüben kann.
- Konsequenter Ausstieg aus den Problembereichen Familie, Schule, Peergroup.
- Die Möglichkeit neue Modelle der Lebens- und Alltagsbewältigung kennen zu lernen.
- Nachreifung.
- Realitätsbezogene Einschätzung der eigenen Person und des Umfeldes, durch konsequentes Erfahrenlassen der Folgen eigenen Handelns.
- Zutrauen zur eigenen Person entwickeln durch Bewährung in fordernden Situationen, aber auch der Bewältigung von Alltagsproblemen.
- Übernahme von Verantwortung für die eigene und andere Personen.
- Egozentrische Strukturen aufbrechen und sensibilisieren für die Belange anderer, somit Hinführung zur Gruppenfähigkeit.
- Durch körperliche Belastung und Arbeitstraining zu lernen, ein positives Leibbewusstsein durch Erschöpfung und Erholung zu erspüren.
- Selbstverantwortung und Selbstorganisation werden erlernt.
- Zusammenhänge in der Natur, in Arbeitsabläufen, in Sozialbezügen werden erkannt.
- Der Jugendliche erspürt, dass seine Person wichtig genug ist für diese Maßnahme, er fühlt sich als Subjekt und nicht als Objekt.
- Durch ständiges Spiegeln eigenen Verhaltens, wird die Fähigkeit zur Selbstreflektion erworben.